Quiltwinter Tag 12

 

Heute beschäftigt sich unser Christkind im Quiltwinter mit einem Puzzle. Und wir puzzeln auch! 

Potholder-Quilts - Was ist das überhaupt?

Ein Potholder ist ein simpler Topflappen, nicht mehr und nicht weniger. 

Potholderquilts sind lange überlieferte, zusammengepuzzelte Quilts die von vielen Frauen gleichzeitig angefertigt wurden in Portionen. Jede nähte einen kleinen, fix und fertigen Quilt und brachte ihn zu einer Sammelstelle. Dort wurden die kleinen Quilts dann zusammengenäht zu großen Quilts und, als älteste Überlieferung, in Bürgerkriegszeiten in den Vereinigten Staaten von Amerika an Soldaten ausgegeben. 

Warum ist das jetzt für uns so praktisch.

·         Nix ist fix – oder, die Größe des Projekts ist variabel und entwickelt sich beim Nähen. 

·         Alles ist fertig – es gibt nichts mehr was zu tun wäre. Nach jedem angenähten weiteren Potholder ist der Quilt fertig. Theoretisch. Man entscheidet bei jedem Quadrat natürlich auch die Form des Quilts, viele abstehende Quadrate die wie kleine Ohrläppchen aussehen wären jetzt vielleicht auch nicht wünschenswert. 

·         Auf und davon – man kann alles nähen wo auch immer man ist. So lange es bequem ist 😉 

·         Was man hat, das nimmt man – der absolut perfekte Scrapquilt, und man weiß, ich liebe Quilts die nicht vorhergesehen entstanden sind. 

Alles Nähere dazu in der folgenden Bilderanleitung – viel Spaß mit dem Tutorial!

Die besten Ergebnisse erzielt man wenn man sich doch vorher einige wenige Gedanken macht – vor allem was Art und Beschaffenheit der zu verbindenden Blöcke betrifft.

 

Sie sollten gleich groß sein, das heisst eigentlich müssen sie wirklich die gleiche Größe haben. Ob man jetzt Samplerblöcke eigens anfertigt, UFO-Blöcke schon am Stapel hat oder auch Blöcke mit einem Rand auf die passende Größe bringt, es muss alles ein einheitliches Maß haben. Ob das jetzt allerdings quadratisch oder rechteckig ist, das ist nicht das Thema. Die Seiten, die man zusammensetzt sind gleich groß  - FAUSTREGEL.

Zwei Blöcke, gleiche Größe, die schon fix und fertig sind.

 

Das heisst: jeder hat Top und Rückseite mit Vlies versehen, ist gequiltet, und hat ein einfach gelegtes Binding rundherum. Einfach deswegen, weil diese Ränder keine Strapazzonen sind. Man kann natürlich auch ein doppelt gelegtes Binding verwenden, nur könnte das etwas wulstig aussehen und das ist nicht erwünscht.

(einfach gelegt = ein Streifen wird füßchenbreit angenäht, umgefaltet, angenäht. Doppelt gelegt = ein Streifen Stoff wird zuerst gefaltet, gebügelt, dann angenäht in doppelter Stoffstärke und an der Rückseite händisch gesäumt) 

Worauf muss man beim Material achten: Das Vlies sollte möglichst gleich sein, von der Qualität, dem Verhalten und der Waschtauglichkeit.

Der Einfassungsstreifen soll kein locker gewebter Stoff sein, sondern in guter Patchworkqualität, sonst treiben die Handstiche die Gewebefäden auseinander und es entstehen Löcher. Bei Stoffen in Quiltshopqualität ist das auszuschließen.

Ein letzter Check – sind beide Blöcke gleich hoch? Ist das Vlies in beiden Blöcken wirklich so ähnlich, dass nicht ein Block wie ein Berg aussieht? In unserem Fall ist alles in Ordnung, es ist das gleiche Vlies in beiden Blöcken.





Zum Faden, selten bei einer Technik ist der Nähfaden so wichtig wie hier. So reissfest wie möglich! Handquiltgarn ist optimal, dazu eine Nadel deren Öhr nicht den Faden durchschubbert. 

Mehr Anforderungen hat man nicht, außer dass es farblich passend sein sollte um die Naht unsichtbar zu machen. Da können viele Handquiltgarnreste aufgebraucht werden, für eine Naht braucht man meist nur eine einzige Fadenstrecke. 




Die Blöcke rechts auf rechts auflegen und hier gibt es einen Trick.

Der Block kann noch so akkurat sein, es gibt immer wieder Seitenteile die besser zueinander passen als andere (falls es vom gepatchten Muster her passt natürlich). Also dreht den Block vorher so lange, bis ihr die perfekten zwei Seiten gefunden habt. Das sind ein paar Handgriffe und ihr erhaltet eine wunderschöne Naht.

 Wir starten mit einem kleinen Knopf im Faden, der wird im Binding versenkt und die Nadel taucht nähbereit aus der Oberkante wieder auf. Es kann losgehen! 

….. noch nicht ganz 😉

Noch eine Anmerkung dazwischen, die Blöcke können gemixt werden, egal ob handgequiltet oder maschinengequiltet.

Aber eines ist wirklich wichtig – das Vlies soll bis in den Außenbereich des Bindings liegen. Also kein „hohles Binding“, das Binding soll gefühlt wirklich mit Vlies voll sein wie es sich gehört.


Der nächste Trick beim Potholderquilt mit zwei Vorteilen.

 Zuerst, wo ist der Trick? Man faltet jeden Block genau in die Hälfte und dort ist Nähbeginn, von innen nach außen. Man stellt bei BEIDEN Blöcken die Mitte fest, dort setzt man die ersten Stiche. Die Nähtechnik ist gleich wie beim Englischen Paper Piecen (Hexagontechnik), nämlich Überwendlingstiche. Man kann variieren was die Stiche betrifft, ich bin über die Jahre bei den Potholderquilts sehr zufrieden mit den Überwendlingstichen.

Und der Vorteil wenn man in der Mitte beginnt, falls wirklich einmal eine Naht auseinandergehen sollte, dann klafft da nicht ein Riesenloch, sondern es ist immer nur eine halbe Strecke.













Der Überwendlingstich in Riesenformat – die Blöcke mit den Fingern zusammenhalten und mit der Nadel durch die Blöcke, und eventuell erwischt man auch noch Vlies, durchstechen. Man sieht ich habe nicht wie bei einer Applikation nur einen Gewebefaden erfasst sondern etwas mehr, 2-3 Gewebefäden sind optimal. Es soll ja auch strapazfähig sein, aber trotzdem keinen Wulst machen. Wer unsicher ist der klappt dazwischen die Teile einmal auf, streift mit dem Fingernagel entlang (das ist das einzige Bügeln das hier erlaubt ist – denkt an das Vlies!) und sieht sich sein Wunderwerk an. Der weisse Punkt ist kein herausstehendes Vlies sondern ein Punkt am Tupfenstoff.





So sieht die fertige Naht aus, als wäre da überhaupt keine. Die Blöcke sind gleich hoch, die Naht liegt flach, die Quilterin ist zufrieden.







Hätte man jetzt Lust auf einen schnellen Tischläufer aus zwei Blöcken, das wäre es bereits.

Will man mehr, dann setzt man Quadrate in Sektionen zusammen, oder man setzt Reihen an oder …. Man macht einfach was man will. Die Methode ist klar, es wird Block an Block genäht wie bei normalen Tops, nur in dem Fall näht man lauter fertige kleine Quilts aneinander.

 Man kann ----- die Blöcke nähen, unabhängig vom Nähplatz. Man kann sie quilten, gleich mit der Hand (die paar Stiche sind wirklich flott – man kann sich aber natürlich auch verkünsteln!), man kann sogar wunderbare Handquiltmotive auf einzelne Muslinquadrate setzen und dann den Quilt als geschummelten Wholeclothquilt wachsen lassen. Mein Tipp: bei einem Tischläufer oder Wandquilt ausprobieren und testen, ob man die Technik liebt. 

Es ist ein Puzzle aus vielen fertigen Teilen

Empfehlen würde ich Euch auf jeden Fall einen klassischen Überwendlingstich zu verwenden. Da kommen mehrere Gewebefäden ins Spiel und insgesamt wird alles haltbarer. Und die Anzahl der Stiche nicht zu sparsam verwenden - nicht heften, sondern nähen! Viel Spaß mit dieser wirklich alten Technik, die so viel Komfort bringt! 



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