Sei lustig!
Vielleicht kennt ihr diesen Mittermeier-Moment: Ein Zuschauer ruft ihm zu "Sei lustig!" Und genau so fühlt es sich gerade an. Erwartung, Druck, zu wenig Zeit und ich merke: Ich bin abschaltungsreif. Urlaubsreif wäre das elegantere Wort, aber ganz ehrlich – eine Woche nix tun wär auch schon ein Traum. Immerhin: Urlaub ist in Sicht. Der erste seit... keine Ahnung. Vier oder fünf Jahren? Wer zählt da noch.
Sei lustig. Mach was. Bring was. Wann kommt wieder was?
Und dann auch noch: Samstag und Sonntag sind meine Hauptarbeitstage – weil dann viel mehr Leute online sind.
Neulich hab ich ein Video auf YouTube hochgeladen. Nicht perfekt produziert, ohne perfekter Musik, ohne Ausleuchtung deluxe, und nein das ist kein Dialekt sondern österreichisches Deutsch, denn Deutsch ist eine perizentrale Sprache und wir sagen nicht zum Ei ein AAAAAIIII ... das wäre bei uns ein Faultier. Bei uns ist es ein Ei. Ich liebe übrigens die regionalen Aussprachen in Deutschland - ich könnte stundenlang Sächsisch hören oder Schwäbisch, und Bayrisch ist ein milderes Tirolerisch ohne Kehllaute, hoch im Norden ist es überhaupt spannend in Deutschland, auch wenn Hochdeutsch gesprochen wird, man hört es durch - und so weiter. Mich stört nichts, absolut nichts an Aussprachen.
Im Video also einfach nur ich – mit Inhalt. Weil es genau darum geht. Es zeigt, wie man den Stoffverbrauch bei Hexagonquilts berechnet. Kein Handstand, kein Hund, nur Rechenhilfe.
Und das Ergebnis? 38 Aufrufe. Ich schreibe das wirklich schmunzelnd, versprochen! Hätte ich einen Handstand im Shop gemacht (ja, geht – Yoga sei Dank), wäre das Interesse definitiv größer gewesen.
Dasselbe Wochenende: Auf Instagram poste ich eine Bilderserie – mein Hund hält mich vom Nähen ab. 14.000 Aufrufe. Kein Witz. Wutschen und wedeln ist halt grade das Ding, soziale Medien bringen Zugriffe. Und klar, ich freu mich über jedes Like. Denn wer durch die Hundebilder stolpert, landet vielleicht auch bei meinen Stoffen, Ebooks und Co.
Aber manchmal fragt man sich schon: Wofür? Wenn jemand den Stoffverbrauch wissen will – für ein Muster, das nicht von mir ist, mit Stoff, der auch nicht bei mir gekauft wird. Und ich rechne trotzdem. Und der dann sagt ... ach nein, den nähe ich jetzt doch nicht. Und dann sieht man kurze Zeit später: es wird genäht, mit Stoff woanders gekauft. Derzeit ist Schulterzucken bei mir nicht so leicht, das Drübersteigen über das Gefühl nicht gebraucht sondern benutzt zu werden ist einfach ... Mist. Also, Video zum Hexagonberechnen für Jedermann, es geht wirklich ganz leicht, man muss nur wollen.
Ich schmunzle noch immer. Wirklich.
Aber vielleicht schaut sich das Video ja doch jemand an. Und denkt sich: Ach, das ist ja gar nicht so schwer.