Vom Wahlkampfbeutel zum Lieblingsstück

Irgendwo ist immer Wahlkampf, flattert die Post voll mit Prospekten, Kugelschreibern und – ja, sogar mit textilen Give-aways. Manchmal sind es Stofftaschen, manchmal kleine Rucksäcke mit Zippfach. Praktisch? Ja. Hübsch? Naja. Spazieren gehen möchte man mit einem Parteislogan quer über der Schulter wohl eher nicht. Und trotzdem – wegwerfen? Das bringe ich nicht übers Herz. Stoff ist für mich nie einfach nur "Müll".

Mein kleines Beispiel

Ich habe vor einiger Zeit so einen Rucksack bekommen. Also eigentlich ganz viele. Nicht gerade ein Designerstück – aber die Verarbeitung war ganz solide. Mit einem einfachen Trick wurde daraus ein echter Begleiter: Ich habe ein Stück Stoff aus meinem Nähatelier zugeschnitten und über den großen Aufdruck appliziert. Wichtig ist dabei, die Ecken sauber zu verarbeiten und die richtige Größe zu wählen, damit es harmonisch wirkt.



Damit man jetzt nicht sieht, was genau sich dahinter verbirgt liegt meine Hand über der Werbeaufschrift. Jeder, der etwas verschenkt, möchte dass man damit wirbt -- das kann ich dann wirklich nicht "versprechen" und übrigens - ich nehme nicht alles was mir angeboten wird. Ich habe Hemmschwellen, aber das liegt bei jedem persönlich. 

So geht’s Schritt für Schritt

Größe definieren  Zuerst einmal feststellen, was genau man verdecken möchte und damit neutralisiere möchte. Das hier ist ein Rucksack mit einem Zippverschlussfach somit ist das etwas diffiziler als die üblichen Leinenbeutel - und genau deswegen habe ich ihn ausgewählt für den Blogbeitrag 

Größe abmessenDer Aufnäher sollte etwas größer sein als der Schriftzug, damit nichts durchschimmert. Aber - aufpassen, dass man nicht zu knapp an die Ränder des guten Stücks kommt, denn sonst beisst man sich beim Aufnähen selbst in die Finger!


Bügeln! Und dabei schön vorsichtig sein, denn die Farbe ist meistens wirklich günstig gewählt und bleibt sonst am Bügeleisen kleben. Also entweder rundherum bügeln - wenn es nicht zu sehr verknittert ist - oder ein Backpapier darüberlegen. Sonst putzt man hinterher auch noch das Bügeleisen. 

Kanten vorbereiten – Sobald man die Größe definiert hat, so wie bei mir bei einem schon beinahe antiken Kogut-Paneel aus der Altsteinzeit, wird gebügelt. In dem Fall ist es einfach, man nimmt einfach einen der gedruckten Ränder, der auf der Rückseite durchscheint, als Maß aller Dinge und setzt dort an - es wird ohne Aufwand akkurat.

Der nächste Recycling-Streich - Reste von Vliesofix. Da ich viel appliziere sieht mein Vliesofix meist aus, als hätten die Mäuse daran genagt. Das kann man jetzt schön zurechtschneiden und Streifen schneiden. Man kann auch andere Vliesofixreste verwenden - einfach RESTE. 


Das sieht dann bei mir so aus - da sieht man das Größenverhältnis, ich spare nicht in der Breite aber in der Länge der Streifen. Warum --- das kommt im nächsten Bild. 


Die Ecken bleiben frei - die Streifen werden nicht über die vier Ecken gebügelt, sondern die bleiben lose. Warum das so ist, das werdet ihr dann beim Applizieren des Stücks bzw. Paneels bemerken. Man hat schon akkurat gebügelt, das Paneel liegt also sauber da, die Vliesofixstreifen halten jetzt die gebügelten Ränder fest und das Papier wird abgezogen. Aber bitte erst, wenn alles abgekühlt ist. 


Ab damit auf die Tasche und bügelapplizieren! Davon gibt es jetzt kein Bild, aber das ist einfach - zentriert es, dann bügelt ihr und dann ab damit unter die Nähmaschine. Je knapper appliziert wird, desto natürlich wirkt es und das Vliesofix hält alles zusätzlich auf dem Stoff fest. Ich bin bei meiner Husqvarna komplett nach rechts mit der Nadel, somit kommt ich auch supergut an dem Zippverschluss vorbei und ausserdem ist der Anschiebetisch natürlich entfernt, dann kann ich prima hantieren. Knappkantig aufsteppen, oder ihr könnt Ziernähte verwenden, oder was auch immer ihr Lust habt. Dadurch, dass die Ecken nicht geklebt sind, kann man ganz leicht mit einer Stecknadel (oder womit auch immer) die leicht vorstehenden Kanten hineindrücken -- und weg sind sie. Was nicht funktionieren würde bzw.  nicht so einfach, wenn die Ecken bereits verklebt wären. 




Und jetzt mal ehrlich - ist das nicht ein echter Gewinner? Den reisst man euch aus der Hand, natürlich ist es nicht ein extrem strapazfähiges Material, damit kann man nicht xmal die Einkäufe vom Markt nach Hause tragen, das geht mit den strapazfähigen Taschen allerdings sehr wohl (davon gibt es zu Wahlzeiten auch Hunderte, ungewollt und ungefragt an den Türschnallen hängend, man schnorrt also nicht sondern wird zwangsbeglückt).

Aber wenn ihr sorgsam damit umgeht, so wie ich z.B. mein Strickzeug darin aufbewahre, mal ein Buch und Spinnzeug oder natürlich Handnähsachen - dann lässt sich das jahrelang benutzen und als Werbematerial hätte das wirklich bald ausgedient. Das ist eine andere Form von Recycling -- es ist nichts kaputt, muss aber trotzdem kurz mal umgewandelt werden. 

Es muss auch kein Paneel sein - Orphanblocks sind auch ein Hit! Ich hoffe, ihr zeigt auch mal eure aufgepeppten Taschen her, ich habe sicher noch einige Fotos von altgedienten, treuen Teilen die ich mittlerweile unglaublich liebe. 














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